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Ein Wort an Verwandte, Freunde, Angehörige medizinischer Berufsgruppen und Mitarbeiter profesioneller Beratungsstellen

in Wer hier richtig ist 29.04.2018 23:18
von Weitertragen | 727 Beiträge

Für werdende Eltern, die erfahren, dass ihr ungeborenes Kind krank, behindert oder vielleicht gar nicht lebensfähig sein wird, bricht eine Welt zusammen.

Ein großes Geschenk in dieser emotionalen Ausnahmesituation sind Familien und Freunde, die für das Elternpaar da sind.
Ein großes Geschenk sind Fachleute, die dann nicht sofort den einen Ausweg parat haben, sondern bereit sind, mit den Betroffenen gemeinsam einen gangbaren Weg zu suchen. Menschen, die den Betroffenen helfen, eine selbstbestimmte Entscheidung zu finden und ihren ganz eigenen Weg auszuloten und zu gehen.

Sie informieren sich auf unserer Seite, vielleicht, weil Sie gerade eine solche Ausnahmesituation in Ihrem Umfeld erleben oder erlebt haben und sich fragen, wie Sie mit den Betroffenen umgehen und direkt helfen können.
Wir möchten Ihnen gerne von unseren Erfahrungen berichten und Ihnen Impulse mit auf den Weg geben, die Ihnen weiterhelfen können.

Da sein, das können Sie auf ganz vielfältige Art und Weise:

Betroffene brauchen offene Ohren, die zuhören und so der Wut, Trauer und Enttäuschung, den Ängsten und Sorgen Raum geben.

Betroffene brauchen offene Arme, die festhalten und trösten und so zeigen, dass Sie den Mut haben, all diese Emotionen mit auszuhalten.

Betroffene brauchen kleine Zeichen der Anteilnahme, die unaufdringlich signalisieren, dass sie nicht alleingelassen sind.

Betroffene brauchen ein Gegenüber, das ihr ungeborenes Kind auch nach einer auffälligen Diagnose noch als genau das ansieht, was es zuvor bereits war: Ein geliebtes, ersehntes Kind - kein unglücklicher Zwischenfall, den man am besten möglichst schnell aus der Welt schafft.

Betroffene brauchen Menschen mit offenen Herzen, die bereit sind, den Weg der Eltern mitzugehen, ihn mitzutragen - ohne zu bewerten, ohne zu bedrängen, und ohne Ratschläge, die mehr als "Schlag" denn als "Rat" empfunden werden.

Betroffene brauchen offene Augen, die sehen, wo konkrete Hilfe im Alltag gebraucht wird und Hände, die anpacken, wo es Not tut.

Aus unseren Erfahrungen können wir sagen, was besonders verletzt hat, auch, wenn es vielleicht von unserem Gegenüber gut gemeint war.
Sätze wie die folgenden tun weh, weil sie nicht ernst nehmen und Betroffene einsam und unverstanden zurücklassen:
"Lasst es besser schnell wegmachen, dann ist die Bindung noch nicht so groß und ihr könnt es schnell vergessen."
"Ihr seid ja noch jung, bestimmt bekommt ihr bald ein gesundes Kind."
"Überlegt euch gut, ob ihr ein krankes/behindertes Kind wollt. Daran zerbricht Eure Beziehung auf jeden Fall."
"Also ich an Deiner Stelle..."
"Mit einem lebenswerten Leben ist in diesem Falle nicht zu rechnen."*
"Ob ein Kind noch vor der Geburt verstirbt, oder schwer behindert überlebt, bedeutet für mich dasselbe."*

Wenn sich ein Elternpaar nach auffälliger pränataler Diagnose für das Fortsetzen der Schwangerschaft, für das "Weitertragen" entscheidet, dann ist das ein mutiger, starker Schritt auf einem Weg, der viel Kraft kostet.
Aber es ist ein Weg auf dem Eltern ihr Kind auf seinem oftmals kurzen Lebensweg mit aller Liebe und Hingabe begleiten. Ein Weg, der größten Respekt verdient!
Eltern, die ihr besonderes Kind weitergetragen haben, empfinden diesen Weg - trotz Schmerz und Trauer - als einen sehr intensiven und heilsamen Weg, auf den sie auch nach vielen Jahren dankbar zurück blicken.

(*aus einem pränataldiagnostischen Beratungsgespräch)

(Klatschmohn und Elija)


zuletzt bearbeitet 06.10.2018 14:29 | nach oben
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