Ein vorsichtiges "hallo"..
Ein vorsichtiges "hallo"..
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 04.02.2015 12:04von MareHa • | 1 Beitrag
Hallo zusammen,
mein Name ist Mareile, ich bin 28 Jahre alt und wir haben unser Murmelchen vor 2 1/2 Wochen dem Himmel übergeben müssen.
Und warum bin ich hier? Kurz zu meiner Geschichte... Wir haben am 02.01.2015 in der 20 SSW erfahren, dass unser Murmelchen nicht gesund ist (es war die 2. große Untersuchung, wir sollten an diesem Tag eigentlich auch das Geschlecht erfahren). Unser Murmelchen hatte zu dem Zeitpunkt schon eine schwere Fehlbildung am Kopf (offene Schädeldecke, Teile des Gehirns waren bereits ausgelagert) und 2 große Zysten im Bauch, die die anderen Organe verdrängt haben. Zudem war es unterentwickelt, die Beine viel zu kurz. Am 06.01.2015 wurde eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht, die Ergebnisse bekommen wir heute. Der Verdacht liegt auf dem Meckel-Gruber-Syndrom.
Unabhängig vom Ergebnis der FWU hatten uns die Ärzte allerdings gesagt, dass unser Murmelchen nicht lebensfähig sein wird. Uns wurde auch ein Abbruch der Schwangerschaft nahegelegt, da die Wahrscheinlichkeit, dass es das Murmelchen bis zur normalen Geburt schafft, sehr gering war.
Und nun komme ich zu dem Teil meiner Geschichte, der die Meinungen (wie ich auch bereits erfahren musste) spaltet. Wir haben uns 1 Woche später dazu entschieden, unser Murmelchen auf die Welt zu holen und es nicht weiter zu quälen. Für mich war es kein Abbruch in dem Sinne - es war ein absolutes Wunschkind und hätte die Diagnose nicht "nicht lebensfähig" gehießen, dann hätten wir uns bestimmt anders entschieden - wir haben unser Baby früher auf die Welt gebracht (ich hatte eine normale Geburt) und es ist dann bei uns von uns gegangen. Warum wir die Ergebnisse der FWU nicht abgewartet haben? Warum wir uns nicht noch mehr informiert haben? Ja, gute Frage... In dem Moment ist eine Welt für uns zusammen gebrochen, an viele Dinge haben wir in dem Moment auch gar nicht gedacht...
Ich erwarte nicht, dass jeder hier unsere Entscheidung versteht und nachvollziehen kann. Ich verstehe, dass es Menschen gibt, die sich anders entschieden hätten und ich akzeptiere das. Und eines möchte ich klarstellen: wir haben die Schwangerschaft nicht abgebrochen, weil wir kein behindertes Kind wollten, sondern weil die Umstände so schwerwiegend waren, dass unser Murmelchen keine Chance gehabt hätte. Wären die Umstände nur halb so schwerwiegend gewesen, dann hätten wir uns trotzdem für das Baby entschieden.
Ob es mir damit nun gut geht? Nein... Und deshalb bin ich hier... Gibt es hier jemanden, der die gleiche Erfahrung gemacht hat - solch eine Entscheidung treffen musste? Es ist nicht so, dass ich diese Entscheidung bereue, denn ich denke wir haben unserem Murmelchen viel Leid erspart... Aber es gibt sehr viele Momente, in denen ich denke "vielleicht hätten wir es das Murmelchen entscheiden lassen sollen" - "was wäre gewesen, wenn wir uns anders entschieden hätten, wie lange wäre es gut gegangen?" - und noch ganz viele andere....
Ich würde mich freuen, wenn es hier den einen oder anderen gibt, mit dem ein Austausch möglich ist... Wie gesagt, ich erwarte nicht, dass hier jeder meine Entscheidung versteht - aber sie zumindest akzeptiert... Es ist schwer genug, solch eine Entscheidung treffen und damit leben zu müssen...
Lieben Dank!
Viele Grüße
Mareile
Das Thema wurde geschlossen. |
RE: Ein vorsichtiges "hallo"..
in Herzlich willkommen im Forum von WEITERTRAGEN e.V. 04.02.2015 19:04von nise1984 • | 30 Beiträge
Hallo Mareile,
Ich habe Ende Dezember auch unsere Lia bei 21+5 still geboren.
Bei uns war ebenfalls die Diagnose nicht lebensfähig.
Sie hatte das Meerjungfrauensyndrom in sehr starker Ausprägung.
Das etwas nicht stimmt haben wir bei 19+0 erfahren und bei 19+2 wurde es in der Uniklinik Bonn bestätigt und die bis dahin nicht festgestellten Fehlbildungen. Mir hat es seitdem den Boden unter den Füßen weggezogen. Lia war ein absolutes Wunschkind und ich kann unser Schicksal immer noch nicht begreifen..
Wir haben uns gegen ein Austragen entschieden nachdem ich wusste wie ich ihre Geburt und das danach gestalten konnte.
Ich wollte keinen Fetozid und sie gerne in einem hiesigen Krankenhaus bekommen. Zudem haben wir bereits einen 4 - jährigen und mein Mann hatte im Januar Februar wichtige nicht verschiebbare Prüfungen so dass ich gerne eine Einleitung wollte.
Dieses ging zu den o.g. Bedingungen nur bis 23+0.
Auch hatte ich ein wenig Angst,dass ich mein Leben gefährde wenn ich sie bis zu ihrem Tod austrage, da kein Fruchtwasser mehr da war und sie in Bel lag.
Ich wollte es einfach nach meinen Vorstellungen gestalten und ich muss sagen, dass es genauso war.
Lias Geburt war den Umständen entsprechend gut,wir wurden von einem super Team unterstützt und auch ein Grab hat sie bekommen.
Jetzt 1.5 Monate später war es immer noch die richtige Entscheidung für mich,aber ich hadere mit meinem Schicksal.
Warum war sie nicht lebensfähig,warum war es mir nicht vergönnt sie als gesundes Baby in den Armen zu halten.
Eigentlich hätte ich jetzt einen dicken Bauch und würde bald in Muschu gehen,stattdessen fange ich nächsten Montag wieder an Vollzeit zu arbeiten. Ich fühle mich einfach nur leer und tot.
Meine ganze Lebensplanung ist zerstört und es fällt mir schwer das zu akzeptieren.
Eigentlich wollte ich erstmal zu Hause sein auch wg meinem Sohn,aber das ist jetzt nicht möglich und auf der Arbeit bin ich jetzt das Gebrannte Kind (arbeite in einer Mannerdomäne) wo ich karrieremäßig abgestuft wurde.
Alles in allem seh ich für mich momentan kein Licht am Ende des Tunnels welches in häufigen Heulkrämpfen endet.
Alles was mir früher wichtig war erscheint mir so unrelevant und ist mir egal.
Auch die Beziehung zu meinen Mann steht unter starker Spannung,da er mit meiner Trauer nicht umgehen kann.
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